Zu den besonderen Dokumenten im Archiv des Bertolt-Brecht-Gymnasiums zählt ein von Oberstudiendirektor Dr. Walter Fröbe eigenhändig angefertigtes Schultagebuch über den Zeitraum von 1938 bis 1945. Es enthält alle relevanten Informationen zu Schulveranstaltungen, Personalsachen und außerschulischen Aktivitäten und zeigt, wie sich die politische Entwicklung im Land auf die Schwarzenberger Schule auswirkte. Das vom Aufstieg der NSDAP, politischer und gesellschaftlicher Gleichschaltung und militärischer Aufrüstung geprägte Jahrzehnt mündete am 1. September 1939 in den Beginn des Zweiten Weltkriegs, über den Fröbe in das Tagebuch schrieb:
Es war dem Schulleiter, seinen Kollegen, den Schülerinnen und Schülern in den ersten Kriegstagen wohl kaum bewusst, wie dramatisch sich die Folgen des deutschen Überfalls auf Polen auf das ganze Land auswirken würden. Zwar wurde der Unterricht am 11. September im Geist der Zeit fortgesetzt („Wir begannen den Unterricht mit Flaggenehrung, Gruß an den Führer u. den Weiheliedern“), keine zwei Wochen später allerdings waren die Auswirkungen des Krieges plötzlich sehr nah:
Heute – am 21.9. – wird mündlich erzählt, daß unser früherer Schüler Johannes Escher (* 26.4.20), Abiturient von Ostern 1938 gefallen sei! [nachträglich:] Hat sich betätigt: Dat. nicht genannt, gefallen bei Growno [richtig: Glowo, J. H.] in Polen.
Bald wurden auch der erste Schüler aus der Abschlussklasse 8 zum Wehrdienst einberufen. Ein Vermerk auf dem Abgangszeug wandelte dieses in ein Reifezeugnis um. Im Verlauf der folgenden Monate legten viele weitere Schüler ihren Einberufungsbefehl beim Schulleiter vor und zogen in den Krieg. Nur acht Schüler konnten an der Reifeprüfung am 1. März 1940 noch teilnehmen. Für die Hälfte von ihnen war der Weg in den Krieg bereits vorgezeichnet. Fröbe notierte im Tagebuch: „Am Schluß konnte ich vier von den anwesenden acht Schülern mitteilen, daß ihre Einberufungsbefehle angekommen seien.“